Samstag, 15. Oktober 2016

Simultanerfassung als Vorläuferfähigkeit zum Rechnen und Wenzel-Würfel

Das Erkennen von Mengen ist Grundlage für die Rechenfähgkeit. Voraussetzung hierfür ist die Simultanerfassung von Symbolen, d.h. die Fähigkeit eine Anzahl von mehreren Dingen zu erfassen, ohne diese abzählen zu müssen. Vorschulkinder können meist 4 Dinge aufeinmal erkennen. Diese Fähigkeit steigert sich während unseres Lebens bis zum vierzigsten Lebensjahr und ist dann wieder rückläufig.
Durch Forschungen wurde festgestellt, dass rechenschwache (und auch legasthene) Kinder überwiegend Schwierigkeiten haben, mehrere Dinge bei einem kurzen Blick zu erfassen.

Bei meiner Tochter habe ich die Erkennung unsortierter Mengen mit den Einern des Cuisenaire-Kastens geübt, so wie es hier beschrieben ist. Durch die Übung wurde sie sehr viel besser und ich denke, dass wir damit überhaupt erst den Grundstein für ihre Fortschritte gelegt haben.

In der Schule gibt es in der ersten Klasse nur wenig Zeit diese Übung regelmäßig einzubauen. Oftmals werden den Kindern zum Erlernen des Mengenbegriffs Arbeitsblätter vorgelegt, bei welchen sie bestimmte Mengen einkreiseln müssen. Diese Aufgabe wird dann meist zählend gelöst. Es entsteht dabei keine Vorstellung von der Zahlenmenge und Veränderlichkeit. Angestrebt werden sollte, dass das Kind auf Anhieb eine bestimmte Menge erkennt und hierdurch sich auch größere Mengen auf einen Blick strukturieren kann. So liegen zum Beispiel 7 Münzen auf einem Tisch. Es sollte auf Anhieb 4 erkennen und gleichzeitig auch merken, dass noch weitere 3 wahrnehmen und auch nach abdecken diese Mengen addieren können. 

Ich habe gute Erfahrungen mit der Verwendung von Materialien gemacht, die man anfassen kann. Hierdurch werden mehr Sinneskanäle angesprochen und unterhaltsamer stelle ich mir dies auch vor. 
Der Einsatz von Kopien und Einkreiselübungen käme für mich erst danach.
 
Eine andere Möglichkeit, das Erkennen von Mengen zu üben, ist durch schnelles Aufdecken. Man sitzt sich mit dem Kind gegenüber und legt eine kleine Anzahl von Gegständen (Murmeln, Glassteine oder ähnliches) hinter ein Blatt. Hierbei sollte mit kleinen Mengen (2 - 3) begonnen werden. Dann habt man das Blatt kurz an, deckt wieder ab und fordert das Kind auf diese Menge zu benennen. Dann verändert man die Menge oder die Position der Gegenstände und führt diesen Vorgang erneut durch. Wirklich erhöhen sollte man erst dann, wenn eine Menge immer richtig benannt wird. Die Fehlerquote muss bei Null liegen. Hier findet man dazu viele gut beschriebene Übungen, die aufeinander aufbauen und die ein Kind beherrschen sollte, um im Zahlenraum bis 10 rechnen zu lernen. 

Auf einer Seite im Internet fand ich den Wenzelwürfel. Im Grunde ein ganz normaler Würfel, dessen Punkte jedoch nicht in der üblichen Würfelart angeordnet sind. Ich finde ihn toll, weil eine Menge immer wieder anders dargestellt wird und er bei ganz normalen Würfelspielen eingesetzt werden kann. Problematisch ist für mich, dass viele Kinder schon Schwierigkeiten mit 4 sich verändernden Punkten haben und ich mich frage, wie sie dann mit 5 und 6 klar kommen. Aber man würfelt ja nicht immer 5er und 6er und so wird wohl langsam ein Lerneffekt eintreten. Das Kind kann hierdurch erfahren, dass es egal ist, wie die Punkte angeordnet sind. Des hat keinen Einfluss auf die Menge an sich. 
Es ist im Grunde das, was ich auch empfohlen habe. Schnelle Lageveränderung und Benennen der Anzahl.