Montag, 23. Oktober 2017

Ursache für Rechenschwäche und Dyskalkulie

Für Rechenschwäche gibt es viele verschiedene Ursachen. Diese herauszufinden, ist Voraussetzung für eine nachhaltige Verbesserung der mathematischen Fähigkeiten. 

In Betracht ziehen sollt man: 
- fehlende „mathematische Vorläuferfertigkeiten“, s.u.
- allgemeine oder selektive Entwicklungsverzögerungen
- ADS /ADHS
- AVWS
- Sehschwäche

Bei meiner Tochter greifen mehrere Punkte. Bestimmte Fähigkeiten (Mengenerfassung) waren zu Beginn der ersten Klasse einfach nicht vorhanden. Sie hat keine AVWS, aber ein sehr schlechtes akustisches Kurzzeitgedächtnis, dass aber wohl auf der ADS beruht. Was nicht interessant ist, wird nicht abgespeichert 
Zudem hat sie in der ersten Klasse eine Brille bekommen, da sie weitsichtig ist. Bei zu kleiner Schrift hat sie Kopfschmerzen bekommen. Zum jetzigen Zeitpunkt hat sich das soweit verwachsen, dass sie nur äußerst selten nach der Brille verlangt. 
Der Unterricht - das selbständige Arbeiten und die bunt gestalteten Hefte - war für sie nicht geeignet. Sie kann ihre Aufmerksamkeit nur schlecht lenken und lässt sich schnell ungewollt ablenken 

Mathematischen Vorläuferfähigkeiten:  

Wie das Vorliegen von „pränumerischen Fähigkeiten“ getestet wird, erläutert der Beitrag „Training mathematischer Vorläuferfertigkeiten im Vorschulalter“ von Gerhild Merdian des Online-Handbuch Kindergartenpädagogik. 
Welche genau diese "Vorläuferfertigkeiten" sind, findet ihr im oben genannten Artikel oder hier.

Hilfreich soll es sein, bereits im Kindergarten ein mathematisches Denken in Strukturen zu fördern, zum Beispiel durch Einsatz von Montessori-Materialien.
Meine Tochter war 5 Jahre in einer Montessori-Einrichtung. Trotz des oft wiederholten Mantras, dass hierdurch keine Vorschularbeit notwendig sei, da die Kinder schon vom kleinsten Alter her an mathematische Material (rosa Treppe, brauner Turm, Perlenmaterial) herangeführt werden, hat dies bei meiner Tochter kolossal versagt. Die Kinder hatten die Möglichkeit der freien Spielzeugwahl und meine Tochter vermied, was sie nicht konnte oder mochte (Puzzle, Brettspiele, Konstruktionsmaterial). Auch zu Hause waren Puzzle, Lego oder Würfelspiele nicht angesagt. Zudem war sie sehr gut in der Lage die meisten mathematischen Montessori-Materialien richtig zu verwenden. Sie baute nicht nur Treppe und Turm nach Größe korrekt. Sie arbeitete auch mit dem Perlenmaterial und zählte Chips bis 10 korrekt ab. Einzig ihr Vorschularbeitsheft zeigte schon die Abneigung. Während die Buchstabenseiten ausgefüllt waren, lies sie die Matheseiten mit Einkringeln oder Abzählen leer, Zahlen schrieb sie gern spiegelverkehrt. Da ich das Heft erst mit Verlassen des Kindergartens das erste Mal sah, hätte mir das aber auch nicht auffallen können.

Heute wäre ich insgesamt aufmerksamer, wenn mein Kind sich nicht den Tagesablauf merken könnte, Vorschulmaterial (diese tpischen aus der Buchhandlung) ablehnt, nicht gern ausmalt. Wenn ich das so im Rückblick lese, denke ich, dass ich hätte früher aufmerksam werden sollen. Aber meine Tochter war völlig unauffällig. Sie hat nicht laut brüllend verweigert, nur eben sich anders beschäftigt

Kürzlich haben wir Dominsteine für uns entdeckt. Diese kann man ab 6 Jahren auch wunderaabr einsetzen und Mengen deulich zu machen zu zählen. So könnte immer abwechselnd 5 jeder Farbe aufstellen oder Mengenschätzen.

Donnerstag, 19. Oktober 2017

Diagnose ADS

Lange ist es her, dass ich hier etwas geschrieben habe. Mir geht es häufig so, dass ich enthusiastisch etwas anfange. Aber ich bleibe selten lange dabei. So ist es leider auch hier.

Und doch möchte ich hier noch einmal etwas schreiben, wie es in den letzten Monaten weiter gegangen ist, und wie es meiner Tochter nun geht.

Meine Tochter geht jetzt in die 4. Klasse. Sie hat gerade eines ihrer 2 Arbeitshefte für die 3. Klasse beendet und schwimmt sehr solide mit ihrer Klasse mit, teils ist sie den Kindern auch voraus.

Zur Erinnerung: meine Tochter geht auf eine private Schule bis zur 10. Klasse, d.h. es gibt keinen Wechsel nach der 4. Klasse. Dadurch haben die Lehrer länger Zeit für die Vermittlung des Grundschulstoffes, da sie nicht damit beschäftigt sind in der 5. Klasse Kinder verschiedener Schulen auf einen Stand zu bringen. Nach den Herbstferien mit dem Stoff der 4. Klasse zu beginnen, ist daher okay.

Das Arbeitsheft der 3. Klasse hat sie mit viel Fleiß in den Sommerferien fertig gestellt und nun könnte man sagen, dass ist eine tolle Leistung für ein rechenschwaches Kind.

Nur hat eine erneute Testung ergeben, dass mein Kind gar nicht rechenschwach ist, sondern im Gegenteil ganz besonders logisch-analytisch und räumlich-visuell begabt. Ihre neue Psychologin will daher die Dyskalkulie-Diagnose nicht aufrecht erhalten.

Warum fiel meiner Tochter dann aber Mathematik in der 1. und 2. Klasse so schwer?

Nun es besteht ein Verdacht auf ADS. Schwerpunkt Ablenkbarkeit und leichte Impulsivität. Meiner Tochter fiel es einfach schwer, sich in der 1. Klasse bei den vielen ablenkenden Kinder, dem Lärm und den vielen neuen Anforderungen auf den Unterricht zu konzentrieren. Ihre bunten Arbeitshefte und das moderne eigenorganiserte und selbständige Arbeiten der Kinder lagen ihr überhaupt nicht. Denn das ist ja heute das größte Argument für die verwendeten Arbeitshefte. Die Kinder sollen sich möglichst alleine die Mathematik erarbeiten.

Wenn dann ein Kind zu Beginn der 2. Klasse getestet wird und es wird festgestellt, dass es dem Kind bei normaler Intelligenz an mathematischen Grundlagen fehlt, ist der Abstand zwischen Soll und Haben so groß, dass das Kind ganz schnell die Dyskalkulie-Diagnose hat.

Solange dies nur als Vedacht geäußert wird und der zuständige Psychologe nun testet, warum das Kind Schwierigkeiten hat, ist dies kein Problem. Dies hat die erste Psychologin unserer Tochter aber nicht getan.

Zu Beginn der 3. Klasse habe ich die Psychologin erneut aufgesucht und es wurde das Gedächtnis getestet. Das Arbeitsgedächtnis war auffällig, aber auch diese Schwäche  - welche häufig auf ADS hinweist - führte zu keinen weiterführenden Testungen und dem schlichten Hinweis, ich müsse meine Tochter so akzeptieren wie sie ist.

Das tue gern. Ich liebe sie. Aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass es doch nicht sein kann, dass ich meiner Tochter ohne Problem im Alleingang Mathematik beibringe und sie rechenschwach sein soll.

Folgerichtig hat ihre neue Psychologin auch gesagt, dass sie keinerlei Förderung braucht. Diese sollte sowohl zu Hause als auch in der Schule eingestellt werden. Diese Empfehlung basiert darauf, dass meine Tochter überdurchschnittlich clever und sehr sensibel ist und sich im Vergleich zu den anderen Kindern als sehr schlecht einschätzt. Ihr Selbstbewußtsein ist eher niedrig. Das liegt sicher an ihrem Eindruck während der 1./2. Klasse. Alles zu viel, nichts verstanden, viel verpasst. Dann die Nachhilfe zu Hause. Diese war ja leider auch wirklich nötig, sonst hätte sie den verpassten Stoff nie aufgeholt und wäre immer weiter zurückgefallen.

Witzig ist, dass ich selbst zum Zeitpunkt dieser Auswertung schon in der Schule darum gebeten habe sie aus der Förderung zu nehmen. Diese wurde von nicht in Mathematik oder Förderbereich ausgebildeten Lehrern vorgenommen. Es war ja lieb gemeint, aber völlig überflüssig, da sie einen Wissenstand erreicht hatte, der jede Förderung für absurd erscheinen lies und zum anderen das Arbeiten in einer größeren Gruppe wegen der beständigen Ablenkung für sie keine Fortschritte bringt. Diese Gruppe kam im Übrigen eh erst nach 3 Jahren Drängen der Eltern zu stande, d.h. meine Tochter hatte erst einmal daran teilgenommen.

Nun ist also ein Punkt erreicht, wo ich mit gutem Gewissen sagen kann:nur noch ganz normaler Unterricht. Aber: ich werde sie zukünftig ganz engmaschig begleiten. Schauen, wie schnell sie mitkommt und sie wohl am Wochenende Verpasstes nacharbeiten lassen. Das tut mir jetzt schon furchtbar leid, aber wenn sie aufgrund ihrer Ablenkbarkeit zu wenig schafft, muss ich ihr wohl beim Abarbeiten helfen. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt. Immerhin arbeitet sie dann nicht um aufzuholen, was sie nicht kann, sondern nur im laufenden Stoff wie alle Kinder. Und die müssen zu Hause auch schaffen, was in der Schule nicht geworden ist.

Empfohlen wurde uns auch eine Verhaltenstherapie, in welcher sie lernen soll mit ihren Ängsten umzugehen, aber auch sich zu motivieren und zu konzentrieren. Da bin ich auf der Suche nach der richtigen Stelle. Ich vermeide es immer, wegen solcher Termine lange Strecken fahren zu müssen, aber Therapeuten in diesem Bereich sind rar und dann muss ja auch noch die Sympathie stimmen.