Freitag, 26. Februar 2016

Pro und contra Cuisenaire-Stäbchen oder bringen sie wirklich was?

Oft wird der Sinn von Cuisenaire-Stäbchen - gerade für rechenschwache Kinder - in Frage gestellt. Auch ich setze mich immer wieder gedanklich damit auseinander und frage mich, ob ich mit den Stäbchen überhaupt das richtige Hilfsmaterial gewählt habe. 

Ich habe folgendes Video auf youtube gefunden, das zeigt, was die Stäbe können. Es zeigt aber auch ein Interview mit 2 Frauen, einer Lehrerin und einer Professorin. Beide Frauen zeigen ihre Zweifel auf bzw. vertreten klar, dass die Möglichkeiten des Materials eingeschränkt sind. Ich hätte mir gewünscht, dass auch eindeutiger Befürworter zu Wort gekommen wäre. 

Die vorgetragenen Argumente sind nachvollziehbar. Die Kinder müssen mit den Farben der Stäbe eine neue Sprache lernen. Auch erkennt man durch pures Hinsehen nicht die Größe des Stäbchens und für welche Zahl es steht, wenn man es nicht weiß. Es kann nicht abgezählt werden. Das leuchtet ein. Auch wird vertreten, dass eine Brücke über die Farben gebaut werden müsse und ab "Zehn" die Kinder dann verloren seien. 

Sicher müssen die Farben erlernt werden und das auch absolut sicher. Aber vor der Nutzung der farbigen Stäbe kommen die Einer. Durch die Arbeit mit den Einern wird die Mengenvorstellung geschult und jede Zahl besteht aus Einern.
Gerade dies wird in den "Mathematik begreifen"- Heften immer wieder getan. Sei es, dass man die einzelnen Zahlen überhaupt erst durch Dazutun oder Wegnehmen der Einer kennen lernt, dass man Einer in Fünfer- und Zehnergruppen ordnet oder auch durch Ordnen in Zehnergruppen irgendwann den Zehner überschreitet. 

Ich hatte nicht das Gefühl meiner Tochter das Zählen wegzunehmen. Im Idealfall sollte ein Kind ja erst mal Zählen können und sich dann irgendwann in der ersten Klasse vom Zählen lösen. Langsames Erarbeiten der Zahlen und Mengen, Zählspiele und Gruppierungsübungen sollten so lange gemacht werden, bis ein Kind überhaupt die Fähigkeit hat, sich vorwärts, rückwärts und in Zweierschritten im Zahlenraum bis 20 zu bewegen. Die Menge eines Stäbchens soll sehr wohl erfahren werden, durch die Einer und das blinde Ertasten. Die einzelnen Stäbe sollen an Hand der Einer eingeführt werden, so dass hier die Stäbe dem Kind auch helfen können ein innere Vorstellung von der Größe einer Zahl zu entwickeln. Dafür gibt es diverse Übungen.
Das Heft von Buda, welches ich auch als Hilfe benannt habe, lässt dies zu kurz kommen. Ob dies in ihrem Vorschulheft ausreichend bearbeitet wird, weiß ich nicht.
Einem rechenschwachen Kind ohne Erklärung einen braunen Achter hinzulegen, funktioniert natürlich nicht und macht mehr Mühe als Nutzen. Da stimme ich der Aussage der Lehrerin zu. 



Im Video wird angesprochen, dass Rechenschwäche hausgemacht sein könnte und bezweifelt, dass Rechenschwäche existiert. Was für mich eigenartig anmutet, da dieses Argument bei Legasthenie nur höchst selten kommt und es ja oft Familien gibt, in denen Rechenschwäche gehäuft auftritt. Ich denke aber auch, dass die Art des Unterrichtens und die eingesetzen Materialien entscheidend sind und bei den Grenzfällen eher zum Unverständnis, denn zum Verständnis führen können.
In der Klasse meiner Tochter haben von 11 Mädchen 3 Mädchen starke Rechenschwierigkeiten. Mir scheint dies zumindest für eine Klasse eine überraschende Anzahl und ich vermute schon, dass die Art des Unterrichtens eine Rolle spielt.
Vielleicht zu wenig Wiederholungen, zu wenig Gruppenarbeit im Sinne, dass alle Kinder immer das Gleiche machen, aber ganz sicher viel zu viel Ablenkung durch das Heft selbst und zu wenig Kontrolle
Andererseits sind es gerade die 3 jüngsten Mädchen. Welche Rolle spielt das Alter? Ich selbst wurde mit 7 Jahren eingeschult, Mathe fiel mir leicht. Meine Tochter gerade so 6, ein Musskind. Jetzt, mit 7 3/4, hat sie plötzlich einen enormen Schub gemacht und zählt plötzlich wunderbar rückwärts, auch in Zweierschritten. Eine Frage des Alters oder hat das ganze Arbeiten mit den Stäbchen zu einer Erleuchtung geführt? Gerade im letzten Monat hat sie das erste Heft der "Mathematik begreifen"-Reihe beendet, viele Würfelspiele gespielt und mit Mengen gearbeitet.

In jedem Fall schulen die Cuisenaire-Stäbe Augenmaß, Längeneinschätzung und Hand-Augen-Koordination, vor allem durch das Legen geometrischer Muster. 

Donnerstag, 25. Februar 2016

Wiederholung der doppelten Treppe Cuisenaire

Hier habe ich eine wunderbare Möglichkeit zur Wiederholung der doppelten Treppe, der Zerlegung der 10 und der Zuordnung von Zahlen zu den Stäben gefunden. Man braucht nur 2 mal diese Vorlage der gleichen Seite auszudrucken.
Die Autorin der Seite möchte mit diesem Material 2 Dinge erreichen:
1.  das Experimentieren mit den Stäbchen mit dem Ziel herauszufinden, welche farbigen Stäbe zusammen immer 10 ergeben und
2. das Zuordnen der passenden "Puzzleteile" zu den passenden Stäben.

Voraussetzung ist, dass das Kind "Plus" und "Gleichheitszeichen" kennt, wobei diese Rechenzeichen mit dieser Übung auch gut eingeführt werden können. 

 

Mittwoch, 24. Februar 2016

Multiplikation mit Cuisenaire Stäbchen

Mit dem Cuisenaire-Material lässt sich wunderbar die Multiplikation natürlicher Zahlen sichtbar machen und für das Kind den Unterschied von z.B. 5 x 6 und 6 x 5 visualisieren. Beides ergibt natürlich 30, aber offensichtlich werden eine unterschiedliche Anzahl Stäbe benötigt (Tauschaufgabe).



Nun stecke ich im Thema der Multiplikation noch nicht richtig drin, möchte aber gern schon mal einen Ausblick geben. Denn wenn man sich für ein Material entscheidet, möchte man sicher gern zu Beginn schon wissen, was alles möglich ist.

Kurz vorweg: 
Will man in die Multiplikation starten, sollte zunächst wieder praktisch begonnen werden indem man aufzeigt, welche Malaufgaben im Alltag zu entdecken sind, z.B. mehrere Socken-, Schuh- und Handschuhpaare, beim Einkaufen mehrere Großpackungen (Minikäse im Netz, Joghurt im Set) oder beim Bepflanzen von Blumenkästen die Anzahl der Pflanzen (4 Pflanzen pro Kasten). Hier sollte ein Kind von selbst Aufgaben wie z.B. 2+2+2 oder 3+3+3+3 entdecken. Diese langen Additionsaufgaben können dann auch mit Hilfe der Stäbe gelegt werden, also 3 gelbe oder 4 hellgrüne. 
Der Vorteil der Multiplikation ist die Abkürzung der Rechenkette. So sollte nach dem Legen der Stäbe (3 gelbe 5er) und der Ermittlung der passenden Additionsaufgabe (5 + 5 + 5), schließlich die passende Multiplikatonsaufgabe gefunden werden  (3 x 5). Es entsteht damit auch eine innere Vorstellung, dass bei Multiplikation immer weitere gleichfarbige Stäbe hinzugelegt werden müssen und somit addiert (bei Division müssen immer gleichfarbige Stäbe weggenommen und somit subtrahiert) werden. 
 
Wie werden nun Malaufgaben mit den Stäben dargestellt? 
Die Multiplikationsaufgaben bestehen aus 2 Faktoren. Der erste Faktor gibt dabei an wie oft man den zweiten Faktor braucht. Empfohlen wird auf englischsprachigen Seiten dies auch durch den Ausdruck deutlich zu machen ("4 of 3"). Ich finde das ganz einleuchtend und würde daher auch von "4 Dreiern" oder "4 von den 3ern" reden.

3+3+3+3 = 3 x 4  = 12

Durch das Legen von Teppichen mit einfarbigen Linien wird auch die Systematik der Multiplikation erkennbar.



Interessant werden die Cuisenaire-Stäbchen auch bei den Quadratzahlen: