Dienstag, 12. Januar 2016

Mengen üben

Optimaler Weise besitzt ein Kind alle Vorläufer-Fähigkeiten für Mathematik, wenn man mit dem Material startet. Bei meiner Tochter war dies nicht der Fall. Mengen auf Anhieb oder ableitend zu erkennen fiel ihr schwer. Gleiches galt für zweischrittiges Zählen oder Rückwärtszählen. 
Diese Fähigkeiten sind jedoch Voraussetzungen für die Vorstellung davon, was Addition und was Subtraktion ist.

Das Erkennen von Mengen habe ich auf folgende Weise mit ihr geübt.
  • verdeckt unter einem Tuch die Anzahl von Murmeln, Ü-Eierfiguren oder Muggelsteine ertasten 
  • kleine Sachen hinlegen und sie spontan sagen lassen, wieviel es sind 
  • bei beiden Übungen, wegnehmen und dazu geben
War alles nicht so toll, meine Tochter zählte halt alles ab und im Ergebnis war es richtig.

Hiernach versuchte ich es mit gestempelten Motiven, in denen die Anordnung immer wahllos war.

Die kleineren Mengen erkannte sie ganz gut, aber bei den größeren Mengen hatte sie keinen Plan, wo anfangen und wo aufhören. Hier hätte ich vielleicht mit wenigen "kleinen" Karten beginnen und erst nach und nach mehr und "größere" Karten hinzunehmen sollen. Hier fehlte jedoch die Komponente des Selbermachens, die zur Festigung entscheidend ist.

Gleichzeitig nutze sie das Lernspiel-App von "Conni". Das erste Aufgabe widmete sich dem Mengenerfassen. Zu sehen ist ein Drache, auf dessen Rücken immer wieder unterschiedlich viele Punkte auftauchten. Bis 4 erkannte meine Tochter dies zuverlässig. Darüber hinaus zählte sie ab und verzählte sich häufiger. Trotz längerzeitiger Nutzung entstand kein Lerneffekt, war keine Verbesserung zu sehen.

Dann druckte ich mir im Internet eine Vorlage für Punktebilder aus, die ähnlich zu Würfelbildern sind, aber mit mehr Punkten. Die Anzahl der Punkte steht immer auf der Rückseite in der passenden Farbe zu den Stäbchen.
Diese fand meine Tochter ganz gut. Zu diesem Zeitpunkt beherrschte sie Mengen schon ein wenig besser und meine Tochter liebt es, wenn ich neue Materialien für sie bastle.

Einen wirklichen Durchbruch brachte folgendes, ein Art selbstgebasteltes Steckbrett:
Zunächst startet man mit wenigen Stäbchen (Würfeln) immer von unten, erst links, dann von unten rechts. Man legt die Stäbchen im Feld oder links, rechts oder darüber davon ab und fragt wieviele es sind. Dabei kann man auch welche wegnehmen oder dazu legen. Starten sollte man nur mit wenigen Steinen und vielen Raumveränderungen. Später kann man dem Kind Legeanweisungen geben und es kann alles selbst ausführen, z.B.:
  • lege 3 Stäbe ins Feld
  • nimm einen weg
  • lege 3 hier hin (durch zeigen) oder 2 dahin (zeigen)
  • tue 2 dazu
  • mache 5 daraus
  • verdopple
  • halbiere
Das Kind sollte genau verstehen was zu tun ist. Die Lageveränderung ist dabei entscheidend. Die 3 Stäbe sehen je nach Ort der Lage unterschiedlich aus. 
Die ersten 2 Tage zählte meine Tochter die Stäbe konsequent ab, am 3. Tag legte sich ein Schalter um und sie ging logischer vor. Verschob die 3 Stäbe aus der Mitte und legte dann noch 2 dazu um 5 zu erhalten. Auch konnte sie plötzlich 7 legen ohne zu zählen indem sie einfach davon ausging, dass die linke Reihe immer 5 ist.

Das oben verlinkte Steckbrett halte ich für ungünstig, da es zu sehr an den Abakus erinnert und die Farben wieder zu sehr vom eigentlichen Thema, der Menge, ablenkt. Zudem ist ein Blatt mit ein paar Linien einfach unschlagbar günstig.

Auch sollte man immer im Kopf behalten, das rechenschwache Kinder nicht viele verschiedene Rechenhilfen brauchen, weil jede Hife erlernt werden muss. Die Kenntnisse von einem Material auf ein anderes zu übertragen gelingt nur schwer. Von daher ist es besser immer das selbe Material zu benutzen und die Handhabung zu variieren.