Dienstag, 10. Mai 2016

Kopf und Zahl - das Magazin für Rechenschwäche

Vielleicht ist der eine oder andere schon darüber gestolpert: über das Magazin für Rechenschwäche. Man kann es kostenfrei abonnieren oder sich einzelne Ausgaben als pdf herunterladen, siehe hier.

Ich setze mich derzeit mit dem Sinn und Unsinn der Hundertertafel auseinander. Meine Tochter bearbeitet hierzu ein Heft in der Schule. Dieses Heft ist Stoff der 2. Klasse. Vom Verständnis ist sie ca. beim Ende der 1. Klasse. Ihr Lehrer ist jedoch der Ansicht, dass sie dies schon kann. 

Soweit es nur um das Vorhandensein von Zehner und die Bildung der zweistelligen Zahlen geht, war die Hundertertafel von Vorteil. Das war ihr völlig neu und funktioniert jetzt so gut, dass sie bis auf kleine Fehler bis 100 zählen kann. 
Derzeit soll sie jedoch die Position einzelner zweistelliger Zahlen zuordnen und ich habe das Gefühl, dass sie mit dem im Grunde wahllosem Ordnungssystem der 100 Zahlen im Quadrat ihre Probleme hat und Zehner und Einer auch nicht (mehr) als Einheit versteht.
Indem die ersten hundert Zahlen im Quadrat angeordnet werden, stehen Zahlen nebeneinander, die in ihrer Größe nicht direkt aufeinanderfolgen, sondern in 10er-Schritten. Für meine Tochter scheint dann aber z.B. die 8 fast genauso groß zu sein wie die 18 oder (diagonal) die 9 und die 18. Auch ist das Niederschreiben der Zahlen des Quadrats eine Fleißaufgabe (wenn man es  erst verstanden hat). Immer erst schön die Zehner einer Zeile waagerecht, dann die Einer senkrecht. Gerade meine Tochter muss immer noch das Schreiben zweistelliger Zahlen üben. Noch immer verdreht sie Einer und Zehner. Sie sollte also eine zweistellige Zahl immer zusammenhängend niederschreiben um sich immer wieder daran zu erinnern, dass der Zehner (orange) größer ist als der Einer. Da sie dies noch nicht verinnerlicht hat, ist das Ausfüllen dieser Puzzleteile aus dem Hundertertafel für sie auch sehr anstrengend und sie muss sich sehr konzentrieren. 
 

So ganz günstig ist das Hundertertafel für das Verständnis also nicht. Dies wird auch in der Ausgabe 16 aus 2012 des Magazins "Kopf und Zahl" erläutert. Es muss halt richtig genutzt werden. Ob dies aber bei dem sehr binnendifferenzierten Matheunterricht möglich ist, der in der Schule meiner Tochter unterrichtet wird, bezweifle ich. Meine Tochter braucht immer eine Erklärung extra und dafür ist selten Zeit. Der Mathelehrer meiner Tochter meinte, er hat pro Kind gute 2 1/2 Minuten in der Stunde.  

Zu Hause habe ich Maßbänder von IKEA als Zahlenstrahl dazu genommen, um ihr aufzuzeigen, wie weit die einzelnen Zahlen voneinander entfernt sind. Denn das Ordnen der Zahlen der Größe nach ist für meine Tochter völlig unverständlich, wenn sie in einem solchen Quadrat angeordnet sind. Sie braucht für ihre Vorstellung auch das Bild vom Maßband (Zahlenstrahl). Das andere ist viel zu abstrakt.


Gut erläutert wird das Erklären des Hundetertafel hier. Es gehört dazu eine Menge Vorwissen, ohne das es einfach nicht geht. Vorlagen und Übungen findet ihr hier. Ganz viel Infos zur Hundertafel findet ihr dann noch hier. Da kann jeder zum Lehrer werden, wenn er denn möchte.
 

Derzeit dümpelt meine Tochter (neben Ausflügen ins Hunderterfeld) im Matheunterricht bei "Flex und Flo - Rechnen bis 20", knapp in der 2. Hälfte. Wie sie das je aufholen soll - allein schon von der Zeit her - muss ich ihren Mathelehrer mal fragen. Es ist schön, dass jedes Kind in seinem Tempo lernen darf. Nur meine Tochter macht in der Schule möglichst nichts. Das sie das Heft nicht freiwillig anfasst, kann ich verstehen. Es ist wirklich wunderschön - bunt, Bilder, lustige Männchen. Nur die Aufgaben sind irgendwie abstrakt und sollen sich sicher wie von selbst erschließen. Nur eine rechenschwaches Kind findet in dieses bunten Bildern nicht mal eine Aufgabe. Hilfslinien wirken gefährlich, sicher sind sie Teil der Aufgabe. Und schön gemalte Häuser lenken ab, machen es schwieriger den Sinn der Anordnung zu verstehen. Überhaupt jede neue Anordnung von Aufgaben muss ich erklären. Leider hilft es meiner Tochter nicht, dass ich ihr zu Hause mit ihren Heften beigebracht habe, diese Art der Aufgaben (z.B. 15-7) zu rechnen. Sie muss auch die Hefte der Schule in der richtigen Reihenfolge abarbeiten.